Zusammenfassung
Seit Jahren werden in Deutschland die unterschiedlichsten Formen des ischämischen
Hirninfarkts ohne Rücksicht auf die individuelle Ätiopathogenese und ohne Wirksamkeitsnachweis
fast einheitlich mit der Hämodilution behandelt. Die Befürworter berufen sich auf
nicht bewiesene Zusammenhänge zwischen der Blutviskosität oder dem Herzminutenvolumen
und der Hirndurchblutung. Die Kehrseite einer Blutverdünnung bei akuter zerebraler
Ischämie wurde bisher weitgehend übersehen: Jede Hämodilution reduziert den arteriellen
O2-Gehalt und unter den kritischen Bedingungen einer erschöpften Perfusionsreserve auch
die zerebrale O2-Transportrate. Dies kann sich dort, wo auch die zerebrale O2-Extraktionsrate schon voll ausgenutzt wird, deletär auswirken. Hierfür sprechen die
Ergebnisse experimenteller Untersuchungen und jüngster kontrollierter Studien, die
wegen einer höheren Mortalität bzw. Morbidität in der Hämodilutionsgruppe abgebrochen
werden mußten.
Summary
For years, various types of ischaemic stroke have been treated uniformly in Germany
by haemodilution without regard for the individual aetio-pathogenesis, even though
no benefit from this measure is evident. The advocates of haemodilution refer to unproven
relations between blood viscosity or cardiac output and cerebral blood flow. Thus
far, however, other consequences of thinning blood in acute stroke have been neglected:
Haemodilution reduces the arterial O2 content. Under critical conditions with impaired perfusion reserve haemodilution
will also diminish the cerebral O2 transport rate. Thus, the ischaemic conditions will be intensified in regions where
the cerebral O2 extraction rate is already maximal. This is suggested by experimental data and results
of recent clinical trials that had to be terminated prematurely because of a higher
mortality and morbidity, respectively, in the haemodilution group.